Foto: Hellger Koepff, Michelsberg/Siebenbürgen

O Heiland, reiß die Himmel auf …
von Mathias Schmitz

Ein dunkles Tor – verschlossen mit einem schweren Balken. Eine verrammelte Tür.

Ein Freund von mir hat dieses Foto in Siebenbürgen auf dem Michelsberg in der Nähe von Hermannstadt/Sibiu gemacht. Eine der ältesten romanischen Kirchen in Siebenbürgen – eine „Kirchenburg“, wie es viele dort gibt. Durch die Jahrhunderte waren das Zufluchtsorte vor dem, was bedrängt. Hinter ihren sicheren Mauern fanden Menschen Schutz und einen Raum, der Überleben versprach. Wie oft mag da aus Psalm 18 gebetet worden sein:

Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter;
mein Gott, mein Hort, auf den ich traue,
mein Schild und Berg meines Heils und mein Schutz!

Wer schwer krank ist, sucht das, was überleben hilft. Die Medizin natürlich, gute Ärzte, wirksame Therapien. Aber auch, was einem innerlich überleben hilft in der Bedrohung.

Manchmal fühlt man sich dabei wie vor so einem „verrammelten“ Tor, hinter dem Licht durchscheint. Und die Sehnsucht ist schmerzlich, dass das Tor aufgeht und sich der Raum öffnet, der einen birgt und schützt und das Quälende draußen hält, das so bedroht.

So, wie es in dem alten Adventslied heißt:
O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf,
reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für!

Manchmal gibt es das, dass Menschen das Licht, das durch die Spalten und Ritzen scheint, schon als Kraft erleben.  Als Verheißung, die noch aussteht, sich aber gewiss erfüllen wird.

Ja, hin und wieder  werden wir sogar  mit der „Erleuchtung“ beschenkt, dass nicht wir den Zugang ins Licht finden oder leisten müssen – sondern dass Gott selbst ja längst den Balken vom Tor genommen und den Raum aufgeschlossen hat, in dem wir Rettung finden! Und wir erfahren buchstäblich:

Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis;
der Cherub steht nicht mehr dafür, Gott sei Lob, Ehr und Preis.  

 

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Pfarrer
Mathias Schmitz (evang.)