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Licht im Dunklen
von Corinna Sehl

Manche Nächte scheinen endlos lang zu sein. Oft erzählen mir Patienten und Patientinnen in der Klinik von ihren schlaflosen Nächten - ohne Erholung, dafür mit vielen schweren Gedanken und Grübeleien. Die Zeit vergeht nicht und alles, was sowieso schon schlimm ist, erscheint noch schlimmer: die Sorgen, die Angst vor der Zukunft, Schmerzen, Zweifel an Gott und der Welt. Man sehnt sich nach einem Lichtstreif am Horizont, der den neuen Tag ankündigt.

Über unsere schlaflosen und dunklen Nächte mit anderen zu reden tut gut und hilft. So kann sich mit dem Reden manchmal schon ein kleines Licht zeigen, das im Dunklen der Nacht aufleuchtet.

Dunkle Nächte kennen wir alle und wenn wir darüber sprechen meinen wir damit oft auch „schwere Zeiten“. Deshalb können wir auch heute noch den alten biblischen Satz verstehen: „Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein helles Licht.“ Der Prophet Jesaja tröstet mit diesen Worten Menschen in einer dunklen Zeit. Später wird diese Verheißung auf Jesus bezogen, der in einer dunklen, langen Nacht geboren wird. Die Hirten sind damals die ersten, die nachts die unglaubliche Nachricht hören: Fürchtet euch nicht! Ihr seid nicht allein, Gott kommt zu euch und will, dass euer Leben gut wird. Diese Nacht wird zu einer Heiligen Nacht: Gott, die Ewige, kommt den Menschen ganz nahe. Als Ratgeber und Retter, als Friedensbringer. Als einer, der frei machen will von den dunklen Ängsten einer schlaflosen Nacht. Der Liederdichter Dieter Trautwein hat es so formuliert:

„Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein.

Der immer schon uns nahe war, stellt sich als Mensch den Menschen dar.“

Ja, es wird sie weiterhin geben, die dunklen und schlaflosen Nächte, sie gehören zu unserer Welt. Aber sie haben nicht die letzte Macht. Sie sind aufgehoben in der Heiligen Nacht der Geburt Jesu. Sie sind aufgehoben, wenn ich spüre, hoffe, glaube: Gott ist mir nahe - in jeder Nacht! 

Ich wünsche uns gesegnete Tage und Nächte in dieser Advents- und Weihnachtszeit!

 

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Pastoralreferentin
Corinna Sehl (kath.)