Welch eine Challenge!
von Beatrix Schubert

Rufbereitschaftseinsatz im Januar, mitten in der Nacht auf den menschenleeren Fluren in den Crona Kliniken. Gut, dass ich mich hier gut auskenne! Ein bisschen unheimlich ist es trotzdem und so einsam, düster, unwirtlich, still. Die vielen, die hier um diese nachtschlafene Zeit ebenfalls arbeiten, sind nicht zu sehen. So kann diese Klinik sein.

Ich denke über diese Zeit nach, die das Leben so verändert hat. Unheimlich, einsam, düster, unwirtlich, menschenleer – all das trifft auch für das Leben in diesem Coronawinter zu, finde ich. Eine einzige Herausforderung. Dennoch sind wir im Einsatz, Seelsorgende genauso wie die anderen Mitarbeitenden der Klinik – ganz normal, jeden Tag oder mitten in der Nacht für eine Patientin, die mich jetzt an ihrer Seite gebraucht hat.

Foto: Beatrix Schubert

Dann, an einem Nachmittag Ende Februar das erstaunliche Gegenbild, das wir vermutlich auch Corona verdanken. Die Stabsstelle Kommunikation und Medien bittet zum Tanz. Jerusalema Dance Challenge – das geht grade um die Welt, und das Uniklinikum will ein Teil davon sein. Und ich bin ein Teil des Uniklinikums! Also keine Frage, da mach ich mit. An einem Donnerstagnachmittag wird getanzt, was das Zeug hält – auf dem Berg, im Tal und in einer Menschenkette dazwischen. So viele bekannte Gesichter, noch mehr unbekannte, kein Wunder bei 10 000 Beschäftigten! Und alle strahlen hinter ihren Masken, tanzen, hüpfen, klatschen mit. Die Drohne schwebt über all dem, und ich bin gespannt, was sie festgehalten hat.*

Entscheidend aber für mich: Hier tanzen wir - gemeinsam aus allen Berufsgruppen, fröhlich, laut, unbeschwert. Und das in diesen Zeiten! Natürlich ändert das nichts an den Fakten. Und trotzdem: Wir tanzen an gegen das Virus, gegen die Müdigkeit, gegen den Frust und die Perspektivlosigkeit. Das ist genau das Gegenteil von dem, was ich im Januar auf dem nächtlichen Flur erlebt habe. Es gibt das Gefühl: Da geht noch was, wir schaffen das, miteinander, im Takt. Und wenn mal jemand kurz rauskommt, aus dem Takt, findet er schnell wieder rein – es gibt ja die anderen. Das ist, ein paar Minuten lang, die Erfahrung, dass das Leben auch hier und heute gut ist, leicht und schön, verbunden trotz Abstand. So kann diese Klinik auch sein. Gott sei Dank. 

 

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Pastoralreferentin
Beatrix Schubert (kath.)

 

 

* Das Video finden Sie hier.