Foto: Magdalene Schüsselin

Eine besondere Sonnenblume
von Magdalene Schüsselin

Ich war im Garten, um unter dem Apfelbaum das Fallobst aufzulesen. Da war sie, diese wunderschöne Blüte, aber nicht in großer Höhe auf einem langen und geraden Stil wie eine normale Sonnenblume. Sie blühte in voller Pracht unten auf dem Boden in Augenhöhe mit dem Fallobst.

Diese Blume war in einem frühen Stadium ihres Wachstums abgeknickt, konnte aber trotzdem weiterwachsen. Aber sie ist nicht in die Höhe gewachsen, sondern unten weitergewachsen, parallel zum Erdboden. Und sie hat wunderschön geblüht und zwar erstaunlich lange.

Alle anderen Sonnenblumen, die normalen, hohen, stolzen, großen Blumen waren schon längst verblüht, aber diese Blume machte den Eindruck, als könnte sie gar nicht mehr aufhören zu blühen vor lauter Dankbarkeit darüber, dass sie blühen durfte. Immer wieder ist eine neue Knospe aufgegangen.

Die Kindergartenkinder, die in den Garten kamen, waren begeistert. Eine Sonnenblumenblüte, auf Augenhöhe mit ihnen, das hatten sie noch nie gesehen.

Diese ganz besondere Sonnenblume macht mir Mut. Auch in unserem Leben gibt es Brüche, Einbrüche, Umbrüche, Abbrüche. Wir werden geknickt und verletzt und das Leben und wir selbst sind nicht mehr so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Diese Sonnenblume sagt mir, dass das kein Grund ist aufzugeben und sich entmutigen zu lassen. Oft ermöglichen uns gerade diese Lebensphasen eine besondere Tiefe, einen besonderen Reichtum, ein besonderes Wachsen und Reifen der Persönlichkeit. Und manchmal werden wir gerade in und durch solche tiefen Wege für andere zum Segen.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie es machen wie diese besondere Sonnenblume und die Hoffnung nicht aufgeben. Irgendwann werden Sie wieder blühen können, vielleicht nicht so wie erwartet aber so, wie es ein afrikanisches Sprichwort sagt: „Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen.“

 

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Pfarrerin
Magdalene Schüsselin (evang.)