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Die Kunst der kleinen Schritte
von Dieter Eckmann

Schon wieder hat uns das Coronavirus fest im Griff. Vieles ist wieder unsicher geworden und steht auf der Kippe. Neue Einschränkungen, neue Regelungen, neue Horrorszenarien kommen und gehen wöchentlich, ja stündlich…

Mir fiel in der letzten Woche ein Text von Antoine de Saint-Exupéry in die Hand, der – als Gebet formuliert – noch andere Saiten zum Klingen bringt. Ein Text, der heruntergebrochen auf den einzelnen Menschen, von der Kunst der kleinen Schritte spricht:

Ich bitte nicht um Wunder und Visionen,
Herr, sondern um die Kraft für den Alltag.
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.
Mache mit griffsicher in der richtigen Zeiteinteilung.
Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden,
was erstrangig und was zweitrangig ist. (...)
Erinnere mich daran, dass das Herz oft gegen den Verstand streikt.
Schicke mir im rechten Augenblick jemand,
der den Mut hat, die Wahrheit in Liebe zu sagen.
Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen.
Gib, das ich diesem schönsten, schwierigsten, riskanteste
und zartesten Geschenk des Lebens gewachsen bin.
Verleihe mir die nötige Phantasie, im rechten Augenblick ein Päckchen Güte,
mit oder ohne Worte, an der richtigen Stelle abzugeben.
Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen
Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern das, was ich brauche
Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!
(Antoine de Saint-Exupéry*)

Ich wünsche uns diese Kunst der kleinen Schritte, damit wir die vielen Hoffnungszeichen auch in unseren Tagen nicht übersehen: Wenn wir in Gedanken und beim Beten miteinander verbunden sind, wenn wir helfen und uns helfen lassen, wenn wir uns auf das Weihnachtsfest vorbereiten, das in diesem Jahr so ganz anders sein wird…

 

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Pfr. Dr. Dieter Eckmann (kath.)

 

 

 

 

* Text (abgerufen 24.11.2020): http://www.deanita.de/nachdenkliches/nd_exupery1.htm