Foto: pixabay.de/Sarah Lötscher

Wetterfest
von Georg Gawaz

Der April ist uns als der wechselhafteste Monat im Jahr bekannt. Von sonnig warm bis eisig kalt, von regnerisch und stürmisch bis hin zu einem frühlingshaften Lüftchen bietet der April eigentlich alles, was wir sonst schön verteilt über das ganze Jahr mit seinen Jahreszeiten kennen. In diesem Monat muss man wetterfest sein und die richtige Kleidung haben, um dieses Auf und Ab gut durchstehen zu können.

Bisweilen habe ich den Eindruck, seit Beginn der Pandemie mitten in einem „Aprilwetter“ zu stecken. Die Infektionszahlen gehen rauf und runter; die Ankündigungen verschiedenster Maßnahmen wechseln sich fast täglich ab und manchmal muss man ganz genau überlegen und hinschauen, was heute aktuell gilt.

Die „richtige Kleidung“ haben wir für diese „Wetterlage“ anscheinend noch nicht gefunden. Wer könnte von sich behaupten, dass er oder sie derzeit „wetterfest“ durch diese „Hochs“ und vor allem „Tiefs“ kommt?

Beeindruckt hat mich in den letzten Wochen, wie eine Patientin mit ihrer Situation im Krankenhaus umgeht – ohne Besuchsmöglichkeiten und verschiedenen „Wetterumschwüngen“ ihrer Krankheit. Jeden Abend nimmt sie sich 5 Minuten Zeit für diese drei Fragen: Wen habe ich heute gesehen, mit wem habe ich gesprochen und was hat mir heute gut getan? Am Anfang sei die Beantwortung der selbstgestellten Fragen recht schwierig gewesen. Inzwischen jedoch ist sie manchmal richtig überwältigt von dem, was ihr ein- und auffällt. Jeder Tag werde so zu einem besonderen Tag – und das auch noch nach über vier Monaten Aufenthalt in der Klinik.

Mir scheint, diese Patientin zieht sich jeden Abend die „richtige Kleidung“ an für ihr „Tageswetter“.

 

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Pastoralreferent
Georg Gawaz (kath.)