Foto: Klaus-Dieter Pape

Die Macht der Vergebung
von Klaus-Dieter Pape

MACHT – ein Wort, das Menschen schon immer fasziniert hat und zur Droge werden kann. Wer auf irgendeine Weise Macht erlangt hat, möchte sie nicht mehr missen. Gerade in den derzeitigen furchtbaren Brandherden der Welt erleben wir wieder die unvorstellbaren Auswirkungen von Machtgelüsten.

MACHT kommt daher scheinbar nur in negativen Zusammenhängen vor. Doch, es gibt die andere Seite der MACHT. Sie ist wohl deshalb eher unbekannt, weil sie von Menschen sehr viel fordert. Es ist die MACHT DER VERGEBUNG. Eine Macht, die andere befreien und die eigene Seele heilen kann. Eine Macht, die dazu beitragen kann, aus der Spirale von Gewalt und Ge­gen­gewalt auszusteigen.

Der Amerikaner Michael Henderson zählt in seinem gleichnamigen Buch „Die Macht der Vergebung“ (2007) zutiefst anrührende und zugleich ermutigende Beispiele auf, die Menschen erfolgreich bei dieser Art der „Macht­ausübung“ zeigen.

Er berichtet z. B. von The Parents Circle, einer Einrichtung von verwaisten Eltern aus Israel und Palästina, die durch ihr Enga­ge­ment 400 000 Israelis und Palästinensern ermöglicht haben, am Telefon miteinander zu sprechen.

Oder er erzählt von Peaceful Tomorrows, einem Zusammenschluss von Angehörigen der Opfer vom 11. September 2001. Sie ha­ben sich zum Ziel gesetzt, mit den An­ge­hörigen der Täter Kontakt auf­zu­neh­men, um der „Muskelsprache der Rache“ eine Alternative zu bieten.

In One by One haben sich Holocaust-Überlebende und ihre Nachkommen zum Ziel gesetzt, sich mit den Nachkommen “der Täter” zu treffen, “um die Hinterlassenschaft von Konflikten und Genozid durch Gespräche zu verwandeln. Schritt für Schritt machen wir die Mensch­lich­keit im Anderen ausfindig und wir hören ein­an­der mit Mitgefühl beim Erzählen der Ge­schich­ten über Schmerz, Schuld, Groll, Verlust und Furcht zu. Wenn die Geschichten in uns widerhallen, werden die Lasten leichter und wir beginnen den Einfluss unseres Erbes zu verwandeln, womit wir künftigen Genera­tio­nen Hoffnung geben.“   

Die „MACHT ZUR VERGEBUNG“ kann nicht verordnet werden, sie kann ein steiniger, mühsamer Weg sein. Jeder muss sich in Freiheit dafür entscheiden kön­nen, ob er oder sie vergeben kann oder nicht.

 

Sie möchten dem Autor eine Rückmeldung geben?
Schreiben Sie eine Email:

Diakon
Klaus-Dieter Pape