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Auf meinem Weg
von Klaus-Dieter Pape

Der Aufenthalt in einer Klinik unterbricht den gewohnten Alltag. Wenn der Grund des Aufenthaltes ein gravierender ist, wird nicht selten das bisherige Leben brüchig und in Frage gestellt. „Warum ich?“ „Warum gerade jetzt?“ „Was mache ich jetzt damit?“

Alles bisher Sichere erscheint unsicher und fragwürdig. Wie soll es weitergehen? Geht es überhaupt weiter?

Der Schriftsteller Martin Walser hat mit folgenden Worten geantwortet:

„Mut gibt es eigentlich gar nicht. Sobald man überlegt, wo man ist, ist man schon an einem bestimmten Punkt. Man muss nur den nächsten Schritt tun. Mehr als den nächsten Schritt kann man überhaupt nicht tun. Wer behauptet, er wisse den übernächsten Schritt, lügt. So einem ist auf jeden Fall mit Vorsicht zu begegnen.
Der nächste Schritt aber ist immer fällig. Man weiß ihn genau. Wenn du ihn tust, wirst du dadurch, dass du erlebst, wie du ihn dir zugetraut hast, auch Mut gewinnen.
Während du ihn tust, brichst du nicht zusammen, sondern fühlst dich gestärkt.
Es gibt nicht nur die Gefahr, dass du zu viel riskierst, es gibt auch die Gefahr, dass du zu wenig riskierst. Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.“ *

In der Klinik beginnt oft ein neuer Weg. Wohin er uns führt? Wir werden es nie erfahren, wenn wir nicht den ersten Schritt wagen.

 

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Diakon
Klaus-Dieter Pape

 

 

 

* Textquelle: Martin Walser, Werke, Band 4: Jenseits der Liebe, Frankfurt a. M. 1976, S. 108f.