Die Heilige Corona*

Schräger Zufall
von Dr. Dieter Eckmann

Seit geraumer Zeit hat ein Virus unsere globale Welt im Griff. Seit Covid-19, seit diesem Virus mit dem Namen Corona ist nichts mehr so, wie es einmal war. Aus gegebenem Anlass hat die Aachener Domschatzkammer einen Schrein zur Restaurierung hervorgeholt, viel früher als geplant: den Schrein mit den angeblichen Überresten der heiligen Corona.

Die Namensgleichheit lässt sich dadurch erklären, dass „Corona“ (lateinisch) mit „die Gekrönte“ zu übersetzen ist. Das Schräge an dieser Namensgleichheit ist aber: Die heilige Corona gilt als Schutzpatronin gegen Seuchen. Ihr Namenstag ist just in diesem Monat, nämlich am 14. Mai.

Laut Legende soll sie nur 16 Jahre alt geworden sein, als sie um das Jahr 175 den frühchristlichen Märtyrertod starb. Als Ort ihrer Hinrichtung wird Syrien oder Ägypten vermutet: Dort band man sie an zwei durch Seile gespannte Palmen fest. Als diese auseinanderschnellten, wurde ihr Körper in Stücke zerrissen.

Als Zeugin für ihren Glauben verlor Corona vor langer Zeit ihr Leben. Gegenwärtig befassen sich nach Einschätzung vieler Soziologen und Historiker wieder mehr Menschen mit Glaubensfragen, denken verstärkt über den Tod und den Sinn des Lebens nach. Pandemien offenbar(t)en immer schonungslos die Schwächen des Status quo, auf allen Gebieten. Vielleicht wird auch Corona unsere Paradigmen spürbar verschieben. Manchmal kommt es eben anders, als man denkt. Meistens sogar.

 

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Dr. Dieter Eckmann (kath.)

 

 

 

* (Quelle: Statens Museum for Kunst Kopenhagen / Public domain, abgerufen auf wikimedia.org)