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Das Leben könnte so schön sein...
von Dr. Eike Baumann

Sommer könnte so schön sein: Warm (aber nicht zu warm), sonnig (aber kein Sonnenbrand), genügend Regen für die Pflanzen (aber bitte nicht am Wochenende). Die Wirklichkeit sieht anders aus. Der heiß ersehnte Sommer wird zu heiß, Unwetter verhageln den Garten, und die Mücken stechen einen sowieso. 

Auch das Leben könnte so schön sein! Manchmal ist man ganz nah dran, am Glück. Aber dann kommt man eben doch nicht herum um die Unwetter des Lebens, um Krankheit, Streit und Verlust. Schade eigentlich. 

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ dichtete Paul Gerhard vor fast 500 Jahren. Er wusste: Sommerlaune und Lebensfreude sind nicht einfach da, man muss sie suchen. In sieben Strophen schickt Gerhard das Herz auf Reisen durch Frühling und Frühsommer, vorbei an Blumen, Bäumen und Feldern. Er beschreibt die vermeintlich kleinen Dinge am Wegesrand: Das Zwitschern der Vögel. Den Weizen, der prächtig wächst. Und die Bienen, die nicht nur Honig sammeln, sondern geradezu systemrelevant sind. Schön eigentlich! 

Die kleinen Sommerfreuden deutet Paul Gerhard als Vorgeschmack auf das, was bei Gott noch auf uns wartet. Man mag das als Vertröstung verstehen. Aber eigentlich ist es das nicht. Es ist eine Verheißung für das Hier und Jetzt: In dieser verrückten und verdrehten Welt, die immer mehr aus den Fugen zu geraten scheint, ist es möglich, Freude, Liebe, Frieden und sogar Glück zu finden. Trotz allem! Nicht für die Ewigkeit. Wohl aber für den Moment. Für den, der es sehen kann, ist der Sommer schön. Für den, der sein Herz immer wieder auf die Suche schickt nach Freude, ist das Leben voller kleiner und großer Dinge, die es lebenswert machen. Hier und jetzt.

 

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Pfarrerin
Dr. Eike Baumann (evang.)