
Genug vom Winter
von Eike Baumann
Im Februar habe ich genug vom Winter. Klar, die Tage werden wieder länger, die Sonne kriegt mehr Kraft. Das weiß ich. Aber ich es fühlt sich immer noch nass, kalt und dunkel an. Spätwinter halt. In meiner nordfriesischen Heimat gibt es am 21. Februar „Biikebrennen“. Das ist eine alte Tradition, die in den Nullerjahren neu belebt wurde. Vertrocknete Weihnachtsbäume werden zu imposanten Haufen aufgetürmt. Der Bürgermeister hält eine Rede. Der Spielmannszug (so vorhanden) spielt. Und dann wird der Haufen unter den wachsamen Augen der Freiwilligen Feuerwehr angezündet. Es ist dabei immer noch nass, kalt und dunkel. Aber man hält sich an einem Becher Glühwein fest, schnackt mit netten Menschen und wärmt sich am Feuer.
Angeblich wurden die ursprünglichen Biikefeuer angezündet, um die Walfänger zu verabschieden. In Wirklichkeit war es zu Walfängerzeiten so kalt, dass die Boote Ende Februar kaum aus den vereisten Häfen hätten auslaufen können. Diese Geschichte vom Licht, das mutigen Männern aus der Heimat hinterher leuchtet, wurde von einem Dorfschullehrer erfunden. Ich finde sie nicht einmal besonders gut. Was soll das für ein Licht sein, das immer kleiner wird auf dem Weg ins Ungewisse?
Im Spätwinter, wenn ich genug habe von nass und kalt und dunkel, will ich ein Licht, das immer größer wird und mir den Weg in den sicheren Hafen weist. Ich brauche ein Licht, das mir die Kraft gibt, auch die letzten ekligen Tage durchzustehen, nicht aufzugeben. Ich sehne mich nach Licht, das mich körperlich spüren lässt, dass die Wärme wiederkommen wird – und mit ihr unbeschwertere Zeiten.
Jesus sagt: Ich bin das Licht der Welt! Er verspricht das Licht des Lebens – nie wieder kalt, nie wieder nass, nie wieder dunkel. Was für eine Verheißung! Und dann stelle ich mir noch vor, dass der ganze Schrott, der sich in meinem Leben angesammelt hat, zu einem imposanten Haufen aufgeschichtet wird und sich in helles, wärmendes Licht verwandelt, in neue Energie. Zugegeben, diese Vorstellung ist etwas abstrakt. Vielleicht reichen auch einfach nette Menschen, Glühwein und ein wärmendes Feuer, um zu spüren, dass der Winter ebenso wie schwere Zeiten endlich ist.

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Pfarrerin
Eike Baumann (evang.)