-
-
-
November 2024
Wie er dich findet, so nimmt er dich
von Andreas SteinerIm Moment haben wir im Hospiz eine achtzigjährige Frau zu Gast. Ihre Krankheitsgeschichte…
-
Oktober 2024
Der lila Hut
von Beate HofmannEs gibt Tage, da scheint die scheint die Leichtigkeit abhanden zu kommen. Von Lebensfreude keine Spur. Dabei brauchen…
-
September 2024
Die Drei von der Dankstelle
von Klaus-Dieter PapeWir Menschen sind Beziehungswesen, manche würden wohl sagen: leider. Denn ist es nicht besser, sich…
-
August 2024
S KOSCHDET NIX, AN GUADER MENSCH ZOM SAI
von Wolfgang KrimmerWenn Sie WhatsApp (oder einen anderen Messenger-Dienst) nutzen, kennen Sie das: Tag für…
-
Juli 2024
Vom Segen der Schnecke
von Corinna SehlIn diesem nassen Sommer begegnen sie uns scharenweise im Garten und auf Feldwegen - Schnecken. Langsam und…
-
Juni 2024
Das Leben könnte so schön sein...
von Dr. Eike BaumannSommer könnte so schön sein: Warm (aber nicht zu warm), sonnig (aber kein Sonnenbrand),…
-
Mai 2024
Herzhaut
von Georg Gawaz„Wir werden eingetaucht und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen, wir werden durchnässt bis auf die Herzhaut.“
Mit diesen…
-
April 2024
Tunnelzeiten
von Magdalene SchüsselinIm März war in Tübingen der jährliche Gedenktag für Familien, die um ein Kind trauern. Der Tag begann mit einem…
-
März 2024
Zu Grunde gehen
von Dr. Dieter Eckmann„Ich wäre zugrunde gegangen,
wenn ich nicht zu Grunde gegangen wäre!“ (Sören Kierkegaard)Nur ein Wortspiel?…
-
Juli 2024
Vom Segen der Schnecke
von Corinna Sehl
In diesem nassen Sommer begegnen sie uns scharenweise im Garten und auf Feldwegen - Schnecken. Langsam und unermüdlich sind sie unterwegs, überwinden scharfe Kanten und hohe Zäune, kriechen durch engste Ritzen. Besonders Hobbygärtner sind genervt, wenn wieder mal Blumen und Salat kahlgefressen wurden.
Mein Blick auf die Schnecke hat sich geändert seit ich das Buch „Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“* gelesen habe. Die Autorin Elisabeth Tova Bailey erzählt darin von einer besonderen Freundschaft. Die entsteht während ihrer schweren Krankheit, in der sie lange Zeit ans Bett gefesselt ist. Eine Freundin bringt ihr aus dem Wald einen Veilchentopf mit, darin wohnt eine Schnecke. Erstmal kümmert sie das nicht, doch dann beginnt sie das Tierchen zu beobachten: furchtlos und unermüdlich erkundet die Schnecke ihre neue Umgebung, elegant und gelassen gleitet sie über alle Hindernisse. Mit der Zeit findet Bailey heraus, was ihre kleine Gefährtin am liebsten frisst, wann sie schläft und wie sie sich fortpflanzt. Und sie hört sogar das Geräusch, das die Schnecke beim Essen mit ihren über zweitausend winzigen Zähnchen macht. So taucht sie immer mehr ein in diesen anderen Kosmos und entdeckt die Schönheit in den kleinen Dingen des Lebens. Und sie gewinnt Hoffnung zurück. Je vertrauter ihr die entschleunigte Welt der Schnecke wird, desto fremder erscheint ihr dagegen die Welt der Menschen. Die Besucher in ihrem Krankenzimmer empfindet sie als gehetzt, ziellos und achtlos im Umgang mit ihrer Energie.
Die Schnecke wird hier - dank ihrer Langsamkeit - zur Begleiterin in einer schweren Zeit. Sie macht aufmerksam auf die kleinen Wunder des Alltags. Sie verhilft zu einer anderen Perspektive auf das Leben. Sie macht Mut und schenkt Trost.
So möge uns dieser „Schnecken-Segen“ durch den Sommer begleiten:
Sei gesegnet mit Geduld
für die kleinen Schritte auf deinem Weg.
Sei gesegnet mit langem Atem um durchzuhalten,
wenn es langsamer voran geht als du es dir wünschst.
Sei gesegnet mit dem Vertrauen,
dass jeder Weg, jede Geschwindigkeit
dich an ein Ziel bringen wird.
*Elisabeth Tova Bailey, Das Geräusch einer Schnecke beim Essen, München 2014