Was es ist
von Beatrix Schubert

Was ist die perfekte Form? Irgendwann habe ich mal gelernt, es sei die Kugel. Fast eine Kugel ist das, was ich vor ein paar Tagen am Strand fotografiert habe – eine winzige Sandskulptur, keine 5 cm groß, und doch – perfekt. Wunderschön, einfach so entstanden durch die Art und Weise, wie der Sandwurm sein Leben lebt, den Sand durchpflügt und nebenbei viel für die Qualität seines Lebensraums tut. Und sie ist vergänglich, diese perfekte Form. Mein Foto hält diesen Moment fest, der vielleicht nur wenige Minuten dauert, maximal aber, bis die Flut kommt und die kleine Skulptur im großen Ganzen des Meeres aufgeht.

Das spielt keine Rolle, nicht für den Wurm, nicht für mich, die ich über dieses kleine Wunder staune. Es ist da, es erfreut mein Herz und lässt mich spüren, wie schön die Welt ist, in der ich lebe. Das genügt.

Ein anderes Bild, ebenso flüchtig: ein Marienkäfer, der eine kurze Pause auf dem Handrücken meines Enkels eingelegt hat.

 

Bestaunt wird er, seine Punkte werden gezählt, das sanfte Kribbeln seiner kleinen Füße auf der Haut gespürt … und schon ist er wieder weg.

Das Staunen, das des Dreijährigen und mein eigenes, bleibt noch eine ganze Weile länger, es erfreut mein Herz und lässt mich noch einmal spüren: ich bin ein Teil des Ganzen, eines wunder-baren Ganzen.

Auch der Psalmist der Bibel kannte dieses Staunen: „Seh ich den Himmel, das Werk deiner Hände, Mond und Sterne, die du befestigt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, des Menschen Kind, dass du auf es acht gibst?“ (Psalm 8, 4-5) Er spricht Gott an als Urheber all des Wunder-baren, und das tue ich auch.

In Freude und Dankbarkeit für all das Staunenswerte um mich herum, und gerade das, was so klein und flüchtig daherkommt wie die Sandskulptur oder der Marienkäfer … was es ist? Es ist ein Wunder.

 

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Pastoralreferentin
Beatrix Schubert (kath.)

 

Fotos: B. Schubert (1), A. Neubrand (2)