Foto: privat (M. Günter)

Lob des Alltäglichen
von Martin Günter

Für die meisten von uns ist die Urlaubszeit wieder vorbei oder sie endet bald – für viele die schönste Zeit des Jahres: Raus aus dem Alltagstrott, endlich ausruhen und aufatmen können, Neues, etwas Besonderes erleben, ein Lichtblick, auf den wir lange hingelebt haben … und nun schon wieder vorbei?!

Vielleicht gehören Sie ja auch zu den Menschen, die sich dessen bereits in den letzten Ferientagen traurig bewusst werden. Auch mir geht es am Ende des Urlaubs oft so, vor allem nach einer längeren Auszeit am Stück, wie wir sie besonders in den Sommerferien erleben können; und manchmal ist die innere Schwelle, wieder mit dem Alltäglichen anzufangen, dann recht hoch ...

Aber wenn ich wieder begonnen habe, nehme ich auch eine andere Seite wahr: Im Tun der ersten Schritte kann ich meinen Alltag wieder neu schätzen: Die Rituale, die sich wiederholen, z.B. mein Hund, der meinen Wecker hört, der freudestrahlend an mein Bett kommt und sich kraulen lässt; meinen morgendlichen Spaziergang mit ihm in vertrauter Landschaft; die Fahrt zur Arbeit, die bekannten Wege in meiner Stadt; viele Gesichter, die ich gerne wiedersehe und die sich freuen, dass ich wieder da bin; die Arbeit, die ich mache, der geregelte Tagesablauf und das Gefühl, müde, aber zufrieden abends nach Hause kommen zu können … Ja, es gibt auch viel Schönes, das das Vertraute mit sich bringt … All das gewinnt neu Gewicht, all das kann ich auch wieder bewusst wertschätzen, wenn ich eine Zeit lang anderes erlebt habe. Wie wertvoll das Alltagsleben sein kann, habe ich sehr eindrücklich bei einer Patientin erfahren, die mir als ihren größten Wunsch nannte: „Einfach mal wieder meinen Alltag leben können…“

Zugegeben: Nicht alles in unserem Alltag ist schön und positiv; immer wieder gibt es auch Dinge, die quer stehen, die schwer und ärgerlich sind. Aber gibt es die im Urlaub nicht auch? Und wie wäre es wohl, wenn wir immer an jenen Urlaubsorten wären und ständig frei hätten?

Für mich ist das Vertraute, das Alltägliche ein Stück Heimat; es lässt mich daheim sein und ermöglicht mir, positiv zu erleben, wo ich hingehöre … - und das ist gut so! Ich wünsche Ihnen allen eine gelingende Rückkehr in Ihren Alltag!

 

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Pastoralreferent
Martin Günter (kath.)