Novembergedanken
von Ulrich Reinkowski

In diesem Monat häufen sich die Gedenktage: Totensonntag, Allerheiligen und Allerseelen, Volktrauertag und Reichspogromnacht. Im November werden auf den Gräbern Kerzen entzündet, an den Denkmalen Reden gehalten, Feierstunden für die Opfer von Willkür und Gewalt gestaltet. Im Krankenhaus gibt es Gedenkbücher auf den Stationen, in die die Namen der verstorbenen Patientinnen und Patienten eingetragen werden.

Wozu gedenken wir der Toten? In Lateinamerika gibt es eine beeindruckende Tradition: Bei der Allerheiligenlitanei werden die Heiligen um ihren Beistand angerufen. „Bitte für uns!“ so erklingt es bei uns in den Kirchen. Dort heißt die Antwort: „Presente“ Er ist da, er ist hier, in unserer Gegenwart, nicht weit weg, sonder lebendig und nahe in unserer Mitte. Pesente! Ja sie sind da in unseren Herzen und Gedanken, schmerzlich oft und doch so vertraut- immer noch.

Für die Zurückgebliebenen ist oft ein Gedenkort wichtig: dort pflanzen sie Blumen, schneiden Rosen, jätenUnkraut, gießen: Und dann stehen sie still am Grab und gedenken im Gebet der Toten, des Toten, reden mit ihr/mit ihm:„Ich habe doch immer alles mit ihr besprochen.“ „Heute würde er 22 Jahre alt werden.“ So gedenken Eltern ihrer Kinder, der geborenen und der Ungeborenen. Ja, sich erinnern tu weh, weil auch der Verlust erinnert wird. Was in den Rufen der lateinamerikanischen Christen laut wird ist aber auch die Hoffnung, dass all die Träume, alles Leiden dieser Menschen nicht umsonst war.

Das ist keine Vertröstung, sondern Trost: Allen, den Kranken und den Gesunden, den Lebenden und den Toten gilt die Hoffnung, dass nichts verloren geht, alles in Gottes Hand geborgen ist, die Zukunft veränderbar.

 
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Pastoralreferent
Ulrich Reinkowski (kath.)