Glück
von Friedemann Bresch

Ja, renn nur nach dem Glück
doch renne nicht zu sehr
denn alle rennen nach dem Glück
das Glück rennt hinterher.

Bertolt Brecht

Wo suchen wir das Glück? Wo finden wir es? In einen Lottogewinn? In einer große Liebe? Darin, gerade noch einem schlimmen Unglück entgangen zu sein? In gesunden Kinder?

Glücksforscher haben herausgefunden, dass dauerhaftes Glück weniger in materiellen Dingen oder in Besitz zu finden ist. Was uns nachhaltig glücklich macht, sind gelingende und tragfähige Beziehungen, schöne Erlebnisse, Anerkennung. Dinge also, die unserer Seele gut tun. 

In der Klinik bekommt das Wort „Glück“ ganz neue Dimensionen. Da musste eine Frau über Wochen im Bett liegen. Nun kann sie wieder aufstehen, kann alleine ans Fenster und aufs Klo gehen, sich endlich mal wieder unter der Dusche die Haare waschen. Was für ein Glück! Da bekommt ein schwerkranker junger Mann Besuch von der Freundin. Sie sagt ihm, dass sie ihn liebt und zu ihm hält. Da kann ein Mann nach längerer Zeit der Lähmung das Bein wieder bewegen. Lauter Dinge, die für andere selbstverständlich sind und über die die meisten gar nicht nachdenken. Vielleicht besteht Glück gerade darin, das Gute und die glücklichen Momente im Leben zu sehen und zu würdigen. Dankbar zu sein für das Selbstverständliche. Glück muss nichts Großartiges sein, keine Weltreise und kein Millionengewinn. Glücklich ist, wer sich freuen kann am Sonnenlicht auf dem Baum vor dem Fenster, am Gesang der Vögel, am liebevollen Kartengruß der Nachbarin, am freundlichen Wort der Schwester. 

Der Glaube weiß noch von einer weiteren Dimension des Glücks. Er sucht es in der Nähe Gottes. Er ist überzeugt, dass hier alles Gute zu finden ist. Denn in Gott bin ich geborgen. Hier kann ich vertrauen. Hier darf ich sein, wie ich bin und werde liebevoll wahrgenommen. Hier ist Hoffnung, selbst über dieses Leben hinaus.  

Glück gehabt.

 

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Pfarrer
Friedemann Bresch (evang.)